
Fotos: Bernd Hartung
Der hessische Mundart-Preis
Hessens Vielfalt zum Klingen bringen
Am 21. Februar 2025 fand die erste Verleihung des Hessischen Mundart-Preises in Rüdesheim am Rhein statt. Unter dem Motto „Hessens Vielfalt zum Klingen bringen“ prämierte Heimatminister Ingmar Jung vier Projekte mit einem Preisgeld in Höhe von insgesamt 8.000 Euro. Bei 65 Bewerbungen – darunter viele Musik-, Kleinkunst-, aber auch heimatkundliche und historische Projekte – fiel der fachkundigen Jury die Entscheidung alles andere als leicht: Gleich zwei Vereine hatten sie so sehr begeistert, dass der Hauptpreis kurzerhand geteilt vergeben wurde:
Der Verein Miteinander – Füreinander Oberes Fuldatal e.V. hat einen Adventskalender mit Aufnahmen befüllt, die als Podcast im Internet und über eine Telefonnummer angehört werden können. Jeden Tag hat sich ein neues Türchen mit einer Geschichte, einem Gedicht oder einem Lied in Mundart geöffnet – zusammengetragen von Menschen aus der Rhön. Der „Rhöner Hörkalender zum Advent“ erschien erstmals 2022 und wird von dem Verein gemeinsam mit regionalen Mundartsprechern der Mundartgruppe vom Rhönklub Gersfeld produziert. 2024 wirkten erstmals Schüler aus Fulda mit und arbeiteten generationenübergreifend mit Senioren an dem Adventskalender.

Der Verein Dialekt im Hinterland e.V. erfasst seit 2013 unter wissenschaftlicher Begleitung Mundart, die in den 66 Ortschaften des Altkreises Biedenkopf gesprochen wird, dem sogenannten Hinterland. Durch das Projekt „Geschwasde on Geschrewene Sproche“ (GOGS) wurden 1.500 Wörter in den verschiedenen Dialekten in repräsentativer und standardisierter Form aufgenommen, um die gesprochene und geschriebene Sprache anschließend digital miteinander zu verknüpfen. So sollen sowohl die korrekte Aussprache als auch die hochdeutsche Bedeutung wahrnehmbar auf einer Plattform gesammelt und nachhaltig bewahrt werden. „GOGS“ soll in Zukunft im Internet für alle Interessierten frei zugänglich sein.

Sonderpreise für Europa-Kita Wiesbaden und Autor Willi Schmidt
Neben den beiden Hauptpreisen verlieh Heimatminister Jung zwei Sonderpreise, die mit je 1.000 Euro dotiert sind: In der Windgruppe der Wiesbadener Kindertagesstätte Europaviertel wird die Vermittlung hessischer Mundart in den Alltag integriert. Die Kinder lernen spielerisch den reichen Wortschatz der hessischen Sprache, im täglichen Umgang wird bewusst immer wieder Dialekt gesprochen. Dafür erhielt die Kindertagesstätte einen Sonderpreis, ebenso wie Willi Schmidt. Der in Wittelsberg aufgewachsene Autor und Schauspieler hat ein Theaterstück entwickelt, das schließlich verfilmt wurde. „Offm Eschbann“ erzählt von der Sprache und den Geschichten aus dem dörflichen Leben in Oberhessen und ist auf YouTube in voller Länge abrufbar.


Jährliche Verleihung am Internationalen Tag der Mutterspracher
Bei der Veranstaltung in Rüdesheim dankte Heimatminister Jung allen Bewerberinnen und Bewerbern für ihre Teilnahme. „Sie beweisen: Mundart macht Spaß. Und gleichzeitig erfahren wir dank Ihnen sehr vieles über unsere Vergangenheit, unsere Traditionen und unser Brauchtum“, lobte Jung und erklärte dabei die Motivation hinter der Auszeichnung: „Wir möchten viele Menschen mit dem Thema Mundart erreichen – und begeistern. Als Heimatministerium wollen wir den Dreiklang aus Heimat, Tradition und Brauchtum stärken, denn das sind unsere Wurzeln, auf denen der Zusammenhalt unserer Gesellschaft aufbaut.“
Mit dem Hessischen Mundart-Preis werden Leistungen aktiver Ehrenamtlicher rund um Brauchtum und Mundart gewürdigt. Die Auszeichnung erhöht die Sichtbarkeit von Dialekten und soll die Menschen für Hessens Sprachvielfalt begeistern. Fortan wird der Preis jährlich am Internationalen Tag der Muttersprache verliehen.
Die Jury-Mitglieder waren:
- Elke Baade, freie Redakteurin beim Wiesbadener Kurier
- Markus Exner, Leitung GrimmHeimat Nordhessen
- Dr. Leo Gros, Mundart-Autor
- Götz Konrad, Vorsitzender MundART Dialekt-Dachverband Hessen e.V.
- Dr. Alfred Lameli, Direktor Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas
- Ilka Meisinger, Vorstandsmitglied der Hessischen Landjugend e.V.
- Berthold Schäfer, Musiker der Gruppe „Meelstaa“
- Olaf Streubig, Pressesprecher des Hessischen Heimatministeriums
- Mathias Trümner, Leiter des Referats „Tradition, Brauchtum, Mundart und Fastnacht“ beim Hessischen Heimatministerium