Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Leidenschaftlicher Einsatz für kulturelles Erbe geehrt

Patrizierhaus in Kiedrich
Dieter Wölfel restaurierte ein Patrizierhaus in Kiedrich aus dem Jahr 1560 und bekam dafür den ersten Preis für eine Privatperson.

Preise im Wert von insgesamt 27.500 Euro vergeben

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute den Hessischen Denkmalschutzpreis 2020 überreicht. Die Auszeichnung ehrt Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler restauriert oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger kommen aus Kiedrich (Rheingau-Taunus-Kreis), Wiesbaden, Fulda, Darmstadt, Marburg, Lich (Landkreis Gießen), Frankfurt, Gießen, Weilmünster-Langenbach (Landkreis Limburg-Weilburg) und Limeshain (Wetteraukreis). Zudem hat die Hessische Staatskanzlei den Ehrenamtspreis verliehen.

Denkmalpflege ist gelebte Nachhaltigkeit

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Um Baudenkmäler zu erhalten und zu pflegen, braucht es Menschen, die alten Gemäuern mit viel Leidenschaft und Einsatz wieder Leben einhauchen. Das haben die Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises vollbracht – und dafür danke ich Ihnen herzlich! All die wunderbaren Beispiele heute machen deutlich, dass privates Denkmalengagement einen zentralen Beitrag dazu leistet, das heimische Kulturerbe lebendig und authentisch zu erhalten. Denkmalpflege ist außerdem gelebte Nachhaltigkeit. Mit jedem Stein, jedem Balken, jeder Wand, die erhalten werden, werden vorhandene Ressourcen geschont. Damit bewahren sie nicht nur Vergangenes, sondern schaffen auch Zukunft. Ich gratuliere zur Auszeichnung und wünsche allen Preisträgerinnen und Preisträgern viel Freude und Schaffenskraft für neue Projekte!“

Der Hessische Denkmalschutzpreis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Geld stiftet die Lotto Hessen GmbH, die den Preis mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Hessen im Jahr 1986 ins Leben gerufen hat. Hinzu kommt als eigene Kategorie des Hessischen Denkmalschutzpreises der Ehrenamtspreis. Das Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.

Erster Preis geht nach Kiedrich

Der erste Preis für eine Privatperson wird 2020 an Dieter Wölfel verliehen. Der Architekt und Zimmermann aus Kiedrich restaurierte ein Patrizierhaus aus dem Jahr 1560. Heute prägt das Haus Lamberti mit seinem Schmuckfachwerk, der ursprünglichen Farbgebung und Fensteranordnung den Ortskern von Kiedrich. Der zweite Preis wurde zweimal vergeben: Gudrun und Andreas Friesenhahn aus Delkenheim haben einem der ältesten Fachwerkhäuser Wiesbadens neues Leben eingehaucht. Historische Zeugnisse wie Deckenmalereien blieben erhalten, gleichzeitig kombinierten sie das Haus aus dem Jahr 1575 mit einem modernen Anbau. Gerd und Kerstin Hausner bauten eine ehemalige Wachswarenfabrik in Fulda behutsam und kenntnisreich zu einem Wohnhaus mit Industriecharme um.

Der erste Preis unter den öffentlichen Preisträgern geht an die bauverein AG für die vorbildliche Sanierung der Gesamtanlage Rhönring/Spessartring in Darmstadt, einem Wohnprojekt aus den 1920er Jahren. Die Philipps-Universität Marburg hat ihr fast 100 Jahre altes Kunstgebäude behutsam saniert und bekommt dafür den zweiten Preis. Den dritten Preis teilen sich zwei Bewerber: Die Stadt Lich bekommt die Auszeichnung für die Wiederbelebung der Oberbessinger Pforte, eines historischen Torhauses. Die ABG Frankfurt Holding wird für die Restaurierung des Cantate-Saals ausgezeichnet, der an das ehemalige Buchhändlerhaus erinnert.

Ehrenamtspreis von Hessischer Staatskanzlei

Der von der Hessischen Staatskanzlei gestiftete Ehrenamtspreis geht an drei Gewinnerinnen und Gewinner und ist mit je 2.500 Euro dotiert. Markus Lang, Ortsvorsteher von Weilmünster-Langenbach, hat gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern die alte Viehwaage des Ortes restauriert. Dr. Bernhard Höpfner hat einen Förderverein zum Erhalt des Gießener Bismarckturms gegründet: Der Turm war wegen Bau- und Vandalismusschäden mehr als 40 Jahre lang gesperrt. Christina und Ernst Grabsch schließlich werden für ihr Lebenswerk ausgezeichnet: Seit 24 Jahren ist das Ehepaar ehrenamtlich in der archäologischen Denkmalpflege des Wetteraukreises tätig.

„Es ist uns als Hessische Landesregierung ein Herzensanliegen, das historische Erbe zu schützen und zu bewahren. Unsere Denkmäler sind ein Stück Heimat und sie gehören zur Identität unseres Landes. Eine große Unterstützung sind dabei engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich und mit großer Leidenschaft für die Denkmalpflege einsetzen. Drei Preisträger ehren wir heute und sprechen ihnen damit unseren Dank und Anerkennung aus. Ihr Engagement ist unbezahlbar und wir erleben immer wieder: Auch in schwierigen Zeiten können wir aufs Ehrenamt setzen“, betonte der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer.

„Die Verleihung des Hessischen Denkmalschutzpreises ist ein Höhepunkt im Jahresablauf. Wir waren bei allen Preisträgern vor Ort, um uns ein Bild der geleisteten Arbeiten zu machen und mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen: es wurde Vorbildliches geleistet. In allen Fällen reicht die Sorgfalt und die Liebe zum Detail weit über das von uns geforderte Maß hinaus“ so Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. „Ausgezeichnet werden Menschen, die sich aus Leidenschaft engagieren und sich tief mit der Geschichte des Gebäudes, der Straße und des Ortes verbinden. Sie alle wollen Bestehendes behutsam weiterentwickeln und Ressourcen schonen, denn Denkmalpflege ist ein schon immer sehr selbstverständlich geleisteter Beitrag zum Klimaschutz und zur Bewahrung unserer Ortsbilder und Kulturlandschaften.“

Dr. Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer LOTTO Hessen GmbH, ergänzte: „Mit den Erträgen aus unseren Lotterien fördern wir seit mehr als 70 Jahren das Gemeinwesen. Insofern haben wir 1986 mit der Einführung der Rubbellose beschlossen, gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege den Hessische Denkmalschutzpreis ins Leben zu rufen, den wir in diesem Jahr bereits zum 35. Mal verleihen. 258 Preisträger konnten wir inzwischen auszeichnen, die Vorbildliches für das kulturelle Erbe in Hessen geleistet haben - und so auch andere dazu motivieren, weitere Denkmäler zu sichern. Und das ist für uns alle ein Gewinn.“

Die Gewinnerinnen und Gewinner im Überblick

Kategorie Private Preisträger/innen

  • Haus Lamberti in Kiedrich, erster Platz, 8000 Euro, Dieter Wölfel
  • Fachwerkhaus Delkenheim, zweiter Platz, 6000 Euro, Andreas und Gudrun Friesenhahn
  • Ehemalige Wachswarenfabrik EIKA, zweiter Platz, 6000 Euro, Gerd und Kerstin Hausner

Kategorie Öffentliche Preisträger/innen

  • Gesamtanlage Rhönring-Spessartring, Darmstadt, erster Platz, Undotiert, bauverein AG
  • Kunstgebäude Marburg, zweiter Platz, Undotiert, Philipps-Universität Marburg
  • Oberbessinger Pforte, Lich, dritter Platz, Undotiert, Stadt Lich
  • Cantate-Saal, Frankfurt am Main, dritter Platz, Undotiert, ABG Frankfurt Holding, Wohnungsbau- und Beteiligungs-gesellschaft mbH

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