Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat

Hessen wird Ökomodellregion für Deutschland

Priska Hinz: „Wir haben unser Ziel erreicht: Alle hessischen Landkreise sind nun Ökomodellregionen und engagieren sich mit vielen Bäuerinnen und Bauern für eine bessere Vermarktung von biologischen und regionalen Produkten."

Ich kann heute die 6 neuen Ökomodellregionen bekannt geben. Damit haben wir unser Ziel aus dem Koalitionsvertrag erreicht, denn nun sind alle Landkreise dabei und Hessen ist Ökomodellregion für Deutschland! Das ist einzigartig in Deutschland und wir gehen als Vorbild voran“, sagte Landwirtschaftsministerin Priska Hinz. „In den bisherigen Ökomodellregionen haben die Verbände, wie z.B. die VÖL, der HBV und die Direktvermarkter aber auch die Gebietsagrarausschüsse eng zusammengearbeitet. Die Projekte belegen, dass wir auf dem richtigen Weg sind: Wir fördern damit die Erzeugung, Weiterverarbeitung und Vermarktung von regionalen Produkten. Das kommt allen landwirtschaftlichen Betrieben zu Gute, einen besonderen Fokus legen wir aber auf ökologische Lebensmittel, da der Ökolandbau am schonendsten mit unseren natürlichen Ressourcen umgeht. Aber auch die konventionellen Landwirte machen mit und verfolgen die Ziele einer nachhaltigen Landwirtschaft. Das stützt unsere Ziele mehr Ökolandbau, mehr Tierwohl und mehr Regionalität in Hessen zu erreichen. Am Ende profitiert die ganze Region: Leckere Lebensmittel werden vor Ort erzeugt und können direkt dort gekauft werden. Denn auch die Verbraucherinnen und Verbraucher legen mehr denn je Wert auf regionale Lebensmittel, die nachhaltig und tierwohlgerecht erzeugt wurden sowie nachvollziehbare Wertschöpfungsketten,“ ergänzte die Ministerin.

Die neuen Ökomodellregionen sind:

  1. Kreis Bergstraße (schließt sich der bestehenden Ökomodellregion Süd an)
  2. Region Nassauer Land (Rheingau-Taunus-Kreis, Landkreis Limburg-Weilburg und Stadt Wiesbaden)
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Schwalm-Eder-Kreis
  5. Region Hersfeld-Rotenburg (Gutes aus Waldhessen e.V. als Träger und Landkreis Hersfeld-Rothenburg)
  6. Region Rhein-Main (Hoch-Taunus-Kreis, Main-Taunus-Kreis, Landkreis und Stadt Offenbach, Stadt Frankfurt)

Für ihre Arbeit erhalten die ausgewählten Regionen pro Landkreis zur Umsetzung ihrer Entwicklungskonzepte eine finanzielle Förderung für eine Projektmanagerin oder Projektmanager mit bis zu 75 Prozent der Personalkosten, bei einem maximalen Zuschuss von 50.000 Euro pro Jahr sowie eine Sachkostenpauschale. „Die Umsetzung der geplanten Projekte kann außerdem mit Mitteln des Ökoaktionsplans, der Dorf- und Regionalentwicklung sowie der Landwirtschaftsförderung unterstützt werden. Sie helfen mehr Wertschöpfung, Arbeitsplätze und die auch in Krisenzeiten wichtige Grundversorgung in Hessen zu erhalten“, sagte die Ministerin.

Vielseitige Konzepte für mehr Ökolandbau und regionale Vermarktung

Als Vertreter der neuen Ökomodellregion Nassauer Land erläuterte Karl-Eckart Mascus die Ziele der Landkreise Limburg-Weilburg, Rheingau-Taunus und der Landeshauptstadt Wiesbaden: „Die Ökomodellregion Nassauer Land hat ein eigenes Leitbild für den Ökolandbau in der Region entwickelt. Im Fokus steht die Schaffung von Netzwerken und das Ziel, weitere Betriebe zu gewinnen, die zukünftig ökologisch arbeiten wollen. Z.B. ist eine Plattform „Neue Wege im Nassauer Land“ für die Anbaudiversifizierung und Produktinnovation, sowie ein „Runder Tisch“ zur Vernetzung von umstellungsinteressierten Betrieben durch „Öko-Leitbetriebe für Neueinsteiger“ und die Schaffung einer Regionalmarke „Nassauer Land“ geplant. Darüber hinaus ist ein Angebot für Öko-Radtouren und -wanderungen vorgesehen.“

Der Kreis Bergstraße will sich der Ökomodellregion Süd (LK Odenwald, LK Darmstadt-Dieburg, LK Groß-Gerau und Stadt Darmstadt) anschließen und unterstützt deren Projekte. Zusätzlich hat der Kreis eigene Handlungsfelder und Leuchtturmprojekte, wie z.B. „Bauern in die Stadt – Hofladen mittendrin“, eine Kooperation von Ökobetrieben, die gemeinsam einen Laden in einem Zentrum eröffnen und wechselseitig führen wollen, oder die „Bergstraßen-, oder Südhessen-Präsentbox“ mit regionalen (Bio)Produkten zum Erwerb in Hofläden, aber auch online.

Im Main-Kinzig-Kreis sollen die Erzeugung und der Absatz von ökologischen und regionalen Lebensmitteln, sowie das Tourismuskonzept und die Gastronomie im Sinne eines „Regionalen Genießens“ weiterentwickelt werden. Geplant sind z.B. Beratungen zur Betriebsnachfolge, ökologischen Bewirtschaftung und der Aufbau von Wertschöpfungs-/Vermarktungsketten für ökologische Betriebe sowie ein „Regionales/Bio-Geschmacksfestival“ mit Aktionen und Kochevents.

Der Schwalm-Eder-Kreis hat sich beworben, um eine den nachhaltigen, ökologischen Prinzipien folgende Landwirtschaft sowie regionale Vermarktungsstrukturen auszubauen. Z.B. sind Gespräche mit den Kommunen geplant, um Biovermarktern die Teilnahme an Wochenmärkten zu erleichtern. Es sollen Beratungsangebote im Einzelhandel stattfinden, damit verstärkt regionale, ökologische Produkte in den Bedientheken angeboten werden und durch Wegweiser „Offene Höfe“, Aktionstage und Themenveranstaltungen soll auf Lebensmittel aus ökologischem Anbau aus der Region aufmerksam gemacht werden.

In der Region Rhein-Main soll die Umstellungsberatung intensiviert und mit zusätzlichen Informationsveranstaltungen für den Ökolandbau geworben werden. Einen weiteren Schwerpunkt setzt die Region auf den Aufbau von Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen. Viele Fleischverarbeitungsbetriebe sind in den letzten Jahren weggefallen. Gleichzeitig besteht der Wunsch der Landwirtinnen und Landwirte eine stressfreie Schlachtung zu ermöglichen. Deshalb soll die Kooperation zwischen Landwirten, Metzgereien und Schlachtbetrieben intensiviert werden sowie die Anschaffung einer mobilen Schlachtanlage ins Auge gefasst werden.

Die Region Hersfeld-Rotenburg will insbesondere durch kurze Transportwege zu einer positiven CO2-Bilanz und damit ganz entscheidend zu einer positiven Ökobilanz beitragen, z.B. mit dem Projekt „Ökologische Lieferung mit dem E-Lastenfahrrad“ oder mit der Einführung einer Online-Bestellplattform für regional/ökologische Produkte. Darüber hinaus ist z.B. die Initiierung eines regionalen und ökologischen Tags in Kantinen des Landkreises geplant, ebenso die Unterstützung und Begleitung von Kleinschlachtbetrieben bei der Bio-Zertifizierung und eine Hofbäckerei mit Holzbackofen zur traditionellen, langsamen Backweise.

Acht bestehende Ökomodellregionen setzen bereits innovative Projekte um

Bereits 2015 wurden die ersten drei Ökomodellregionen Fulda, Wetterau und die Ökomodellregion Nordhessen mit den Landkreisen Werra-Meißner und Kassel anerkannt. 2018 folgten dann fünf weitere Ökomodellregionen: Marburg-Biedenkopf, Ökomodellregion Süd (Odenwald, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau und Darmstadt), Waldeck-Frankenberg, Lahn-Dill-Gießen und Vogelsberg). „Die Verträge mit den bestehenden Ökomodellregionen werden ebenfalls verlängert. Für alle ist eine Laufzeit ab Januar 2021 von fünf Jahren geplant“, erklärte Hinz.

Claudia Zohner, Vertreterin der Ökomodellregion Wetterau ist begeistert von der Zusammenarbeit zwischen den Ökomodellregionen: „Gemeinsam sehen wir uns als Team für die Stärkung des Ökolandbaus in Hessen. Wir unterstützen uns in unserer Arbeit und schieben gemeinsam neue Projekte für regionale Bio-Produkte aus Hessen an. Daher freuen wir uns sehr über die Verlängerung der Verträge und die Ausweitung der Modellregionen auf ganz Hessen.“

Erfolgreiche Projekte in den bestehenden Modellregionen

Zahlreiche erfolgreiche Projekte wurden in den bestehenden Modellregionen bereits auf den Weg gebracht: In der Ökomodellregion Wetterau wurde zum Beispiel die Bio-Zertifizierung einer Schlachtstätte in Büdingen begleitet. Außerdem wurden Landwirtinnen und Landwirte auf die Möglichkeit des mobilen Schlachtens aufmerksam gemacht. Es fanden sich Interessenten und noch in diesem Jahr wird ein mobiler Schlachtanhänger in der Wetterau in Betrieb genommen. In der Modellregion Fulda wurde die Kooperation zwischen Landwirten und Gaststätten vorangetrieben. Immer mehr Gaststätten bieten nun bio-regionale Speisen an. In der Region Lahn-Dill-Gießen soll die Schulverpflegung umgestellt und Schülerinnen und Schüler mit bioregionalen Zutaten verköstigt werden. In den nächsten drei Jahren soll der Anteil schrittweise auf bis zu 30 Prozent gebracht werden. In der Ökomodellregion Nord haben sich die Bio-Feierabendmärkte in Witzenhausen, Bad Sooden-Allendorf, Kaufungen und Kassel mittlerweile etabliert und bieten Verbraucherinnen und Verbrauchern eine reichhaltige Auswahl an regionalen Lebensmitteln. Die Ökolandbau Modellregion will mit ihrem Projekt „Vulkan Rind“ vorhandene Strukturen in der Verarbeitung und Vermarktung von Bio-Fleisch aus dem Vogelsberg erhalten und ausbauen.

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