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Seit zehn Jahren zeichnet die Hessische Landesregierung mit dem Hessischen Demografie-Preis Projekte aus, die sich den Herausforderungen des demografischen Wandels stellen. 85 Projekte hatten sich unter dem Motto „Wo Ideen Freiraum haben – Leben auf dem Land!“ in diesem Jahr beworben, sechs haben es bis ins Finale geschafft. Gewonnen hat den mit insgesamt 24.000 Euro dotierten Wettbewerb der „Lieferservice für Regionalprodukte“ aus Hosenfeld im Landkreis Fulda. „Sieben regionale Unternehmen schließen mit ihrem Lieferservice eine Lücke in der Grundversorgung in Hosenfeld und Kleinlüder. Das hilft vielen Menschen, die nur eingeschränkt mobil sind. Auch die beteiligten Direktvermarkter profitieren gemeinsam von der neuen Vertriebsidee. Aus der Region für die Region: Das Konzept stärkt die Lebensqualität vor Ort. Es ist ein Gewinn für alle und hat die Jury überzeugt“, sagte der Chef der Staatskanzlei und Demografie-Beauftragte, Staatsminister Axel Wintermeyer am Mittwoch bei der Jubiläumsveranstaltung in Wiesbaden.
Der Sieger erhält ein Preisgeld von 8.000 Euro. Den mit jeweils 5.000 Euro dotierten zweiten Platz teilen sich das „Bildungsforum Mengerskirchen“ (Landkreis Limburg-Weilburg) und die Initiative „Fachwerk Gesundheit“ in der Gesundheitsregion Sontra, Herleshausen, Nentershausen und Cornberg“ (Werra-Meißner-Kreis). Den dritten Platz erreichten „Das Schulungszentrum Wasserrettung“ aus Wildeck-Obersuhl (Landkreis Hersfeld-Rotenburg), „Heimat- und Geschichtsverein Oberkleen macht Schule“ aus Langgöns-Oberkleen (Landkreis Gießen) sowie „Revive Oberzent“ aus dem Odenwaldkreis. Diese Projekte erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro.
Zur Preisverleihung waren alle Preisträger der vergangenen neun Jahre eingeladen, die nochmals mit einer Ausstellung für ihre Arbeit gewürdigt wurden. „Ich freue mich, viele Menschen wiederzusehen, die mich in den vergangenen Jahren mit ihrem Engagement und Ideenreichtum begeistert und beeindruckt haben. Seit 2010 haben sich 670 Projekte beworben, insgesamt 37 haben wir ausgezeichnet. Alle gemeinsam zeigen sie, dass es in Hessen viele Menschen gibt, die bei Herausforderungen selbst aktiv werden und vor Ort mit anpacken. Den demografischen Wandel können wir als Gesellschaft nur gemeinsam angehen. Wir hoffen, dass diese ausgezeichneten Projekte für andere als Vorbilder dienen“, sagte Wintermeyer.
Eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Kirchen, Wirtschaft, Verbänden sowie der Hessischen Staatskanzlei und Ministerien hatte aus den eingegangenen 85 Bewerbungen die besten sechs ausgewählt, die Staatsminister Wintermeyer anschließend auf seiner Sommerreise besucht hatte. Nach einer Präsentation der Projekte durch die Bewerber legte die Jury die Preisträger fest.
Viele Menschen, die in ländlichen Regionen leben, kennen das Problem: Kleine Läden sind nicht mehr rentabel und schließen, weil sie zu wenig Umsatz machen. Vor allem ältere oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen haben deshalb Schwierigkeiten, sich mit Produkten für das tägliche Leben einzudecken. Um diese Versorgungslücke zu schließen, haben sieben regionale Direktvermarkter in diesem Jahr den „Lieferservice für Regionalprodukte“ in Hosenfeld gegründet. Mit einem dreirädrigen Kleintransporter werden mehr als 300 Produkte einmal in der Woche direkt an die Haustür geliefert oder zur Selbstabholung an feste Standorte gebracht. Davon profitieren die Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde Hosenfeld und im Ortsteil Kleinlüder der Gemeinde Großenlüder. Der Hof Ehrenstruth, das Dorflädchen Metzlos, die Stegmühle, der Brückenwiesenhof, die Seifenküche Hainzell, die Energiepellets Hosenfeld GmbH sowie Vulkan Likoer und Gelee sind am Projekt beteiligt.
In Mengerskirchen, einer Gemeinde mit rund 5.700 Einwohnern, soll jedes Kind die besten Entwicklungs- und Bildungschancen haben. In Zeiten, in denen sich Familien- und Gesellschaftsstrukturen verändern, soll niemandem wegen seiner Herkunft oder wegen eines Handicaps Teilhabe verweigert werden. Darum kümmert sich seit 2005 das „Bildungsforum Mengerskirchen“. Es ist ein aktives Netzwerk, zu dem Kinderkrippen, Kindertagesstätten, Schulen, Kirchengemeinden, Vereine, die Kommune und weitere Institutionen gehören. Das gemeinsame Ziel ist es, Jungen und Mädchen in ihren Potenzialen zu fördern und die Eltern als Partner zu sehen. Die Angebote der verschiedenen Bildungseinrichtungen sind so flexibel wie die Bedürfnisse der Kinder und Eltern. Das Netzwerk ist zum positiven Standortfaktor geworden und überzeugt junge Familien, sich eine Zukunft in der Gemeinde aufzubauen.
Für die Zukunft der ländlichen Regionen ist es von großer Bedeutung, die wohnortnahe Gesundheitsversorgung und damit einhergehend eine hohe Lebensqualität langfristig zu sichern. Aus diesem Grund haben die Kommunen Sontra, Herleshausen, Nentershausen und Cornberg beschlossen, zusammenzuarbeiten. 2017 wurde das „Fachwerk Gesundheit“ gegründet, in dem unter anderem Ärzte, Therapeuten, Apotheker sowie Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen gemeinsam mit kommunalen Vertretern die zukünftigen Strukturen der Gesundheitsversorgung gestalten. Themen wie E-Health-Lösungen, Mobilitätskonzepte und Modelle der Übertragung ärztlicher Aufgaben spielen hierbei eine Rolle. Ein wesentlicher Baustein des Gesundheitskonzeptes ist der Aufbau eines interkommunalen Gesunheitsversorgungs-Zentrums mit mehreren Standorten. Am 1. September ist das erste in Sontra eröffnet worden.
Der Ortsverband Wildeck der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) will Menschen für die Wasserrettung und das Ehrenamt begeistern. Um Nachwuchskräfte und „alte Hasen“ bestmöglich aus- und weiterzubilden, entsteht im Ortsteil Obersuhl ein Schulungszentrum mit einem Flächen- und Strömungsgewässer sowie einem Frei- und Hallenbad. Das Schulungszentrum steht allen Rettungsorganisationen, wie zum Beispiel den Freiwilligen Feuerwehren oder dem Roten Kreuz, zu Übungszwecken zur Verfügung.
Der Heimat- und Geschichtsverein Oberkleen (HGO) will den Kindern im Ort die Geschichte und Bräuche ihrer Heimat näherbringen und gestaltet seit 2013 den Unterricht in der Grundschule des Langgönser Ortsteils mit. Durch die Kooperation lernen die Kinder beispielsweise im historischen Backhaus, wie Brot gebacken wird. In einer „Dialekt-AG“ wird Mundart gepflegt und in der Scheune eines Landwirtes erfahren die Mädchen und Jungen, wie früher Felder bestellt wurden. Die Aktionen fördern das Miteinander der Generationen im Ort.
In der 2018 durch den Zusammenschluss von vier südhessischen Kommunen neu entstandenen Stadt Oberzent ist mit „Revive Oberzent“ ein Netzwerk für Existenzgründer entstanden. Unternehmer, ehrenamtliche Wirtschaftsmentoren, die Stadt und die regionale Wirtschaftsförderung (OREG mbH) bilden ein schlagkräftiges Unterstützerteam.
Jungunternehmer werden durch alle Herausforderungen eines Start-ups geleitet – vom Genehmigungsverfahren über Businessplan, Finanzierung, Kundengewinnung bis zur Raumsuche. Durch neue berufliche Perspektiven für junge und qualifizierte Menschen in der Region wird Oberzent für die Zukunft gestärkt.
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